Die Gattung Muscari und ihre Verwandten die Bellevalien

Bei den Pflanzen aus den Gattungen Muscari und Bellevalia müssen wir etwas weiter ausholen und dazu eine kleine Geschichte erzählen. Wir haben nun Mitte März und seit Mitte Februar hat der Winter seine Umklammerung gelöst. Die Temperaturen in der Nacht haben sich langsam in den hohen einstelligen Bereich vorgearbeitet. In dieser Woche bricht endlich auch der Frühling aus, die Tage sind erfüllt vom Brummen der ersten Bienen, Hummeln, unzähliger Schwebfliegenarten und vom ersten kräftigen Sonnenschein.

Die Schneeglöckchenblüte ist jetzt fast vorüber. Einige wenige späte Blüten öffnen sich schnell und scheinen binnen Stunden schon wieder verblüht. Bei den meisten Pflanzen werden die Blüten unansehnlich braun. Und daneben – erheben sich langsam die ersten kleinen Blütentrauben in angedeutetem zarten Rosa, einige Schritte weiter ein kräftiges violettbraun und aus dem Gewächshaus leuchtet uns die unten schwarzviolette Traube mit einem fast stahlblauen Köpfchen von Muscari commutatum entgegen.

Im Quartier vor der Terrasse blühen die ersten Muscari inconstrictum, der untere Teil dunkelviolett mit einer kräftig hellblauen Haube. Bei ihrem Anblick fällt uns wieder eine Begebenheit aus dem botanischen Garten Berlin im letzten Frühjahr ein. Diese kleine Art ist auch in Polen bei über -25° C völlig winterhart wird uns von begeisterten Kunden auf dem Berliner Staudenmarkt in einem Mix aus polnisch,russisch, englisch und mit Händen und Füßen erzählt. Auch die rosafarbenen teuren Traubenhyazinthen würden sehr gut wachsen und hätten den Winter in Polen ohne Schaden überstanden, berichtet uns das Ehepaar.


Muscari inconstrictum in voller Blüte

Muscari inconstrictum in voller Blüte


Damit Sie unsere Begeisterung für die Gattungen Muscari und Bellevalia besser nachempfinden können und wir hier eine Lanze für diese Pflanzen brechen möchten, gebe ich im Nachfolgenden noch eine weitere Erinnerung zu diesem Thema wieder.

” Warum nur fristen Muscari und ihre Verwandten, die Bellevalien, so ein Schattendasein ? ” frage ich in einem Telefonat einen guten Freund. Ich fange an ihm zu erzählen, wie unglaublich schön dieser erste Austrieb des kleinen feinen Laubes ist, das sich bei vielen Arten nur im Frühjahr zeigt und zum Sommer wieder welkt und einzieht. Wie unglaublich langsam sich unsere Arten entwickeln und nach vielen Jahren erst kleine Horste in den Beeten oder einen kleinen Schautopf mit fünf oder sechs Blütenstielen verzieren. Muscari adilii ist ein solcher kleiner Schatz. Auch Muscari inconstrictum wächst nur langsam, die Brutzwiebeln brauchen selbst bei sehr guter Pflege und regelmäßiger Düngung  vier Jahre bis sich das erste Mal eine atemberaubend schöne Blüte zeigt. Und erst Muscari mirum, nach sechs Jahren erfolgreicher Pflege habe ich gerade mal eine drei Millimeter große ( kleine ) Nebenzwiebel entdeckt und auch aus den alljährlichen Aussaaten haben wir erst drei magere Sämlinge im zweiten Jahr als Erfolg zu melden. Mehr und mehr steigere ich mich bei unserem Telefonat in einen Monolog über die Schönheit der verschiedenen Färbungen der Blüten, die verlaufenden Rosa- und Violett-Töne von Muscari armeniacum ‘ Gül ‘, die fantastische Farbe von Muscari verticillaris, im unteren Bereich dunkelviolett und mit einem kleinen weißen Puschel gekrönt, beschreibe das feine rötlich grüne Laub, vor dem ich heute zum wiederholten Male gestanden habe, und das sich nur für einen kurzen Zeitraum im Frühjahr zeigt.

” Siehst Du ” sagt er zu mir ” Wenn Du mit dieser Begeisterung von Deinen Pflanzen berichten würdest, dann würden sich auch viel mehr Liebhaber wieder den Traubenhyazinthen zuwenden. Aber alle kennen eben doch nur die Kultivare aus Holland, die mit ihrem fast immergrünen Laub den ganzen Garten ersticken und sich zudem noch wie Giersch ausbreiten. Und vielleicht solltest Du ein eigenes Vorwort für die Muscari schreiben, um eure gartenwürdigen Arten vorzustellen. “


Muscari adilii im Knospenstadium

Muscari adilii im Knospenstadium


Die meisten der in der Pflanzenliste aufgeführten Arten und Sorten sind nur in ganz kleinen Stückzahlen von uns abzugeben, die Gründe konnten Sie gerade nachlesen. Sollte Ihre gewünschte Art zur Zeit ausverkauft sein, schicken Sie uns bitte trotzdem eine Nachricht, wir reservieren Ihnen gerne eine Pflanze für das kommende Jahr.

Muscari armeniacum ' Gül '

Muscari armeniacum ‘Gül‘ 

Muscari botryoides ' Carneum '

Muscari botryoides ‘Carneum‘

Muscari mirum

Muscari mirum

Muscari caucasicum

Muscari caucasicum

Muscari massayanum

Muscari massayanum

Muscari muscarimi

Muscari muscarimi

Muscari spreizenhoferi

Muscari spreizenhoferi

Muscari inconstrictum

Muscari inconstrictum

Muscari tenuiflorum

Muscari tenuiflorum


Muscari turcicum

Muscari turcicum

Muscari verticillaris

Muscari verticillaris


Die Herkunft der Muscari

Bei der Gattung Muscari handelt es sich um eine kleine Gattung mit ca. 30 Arten die um das Mittelmeer bis ins südwestliche Asien verbreitet sind. Sie haben in der Regel runde bis länglichrunde Zwiebeln und wenige grundständige oder am Boden aufliegende fleischige Blätter, die zur Blütezeit erscheinen und im Hochsommer wieder eintrocknen, wenn die Zwiebel in die Sommerruhe geht. Die Blüten erscheinen in kleinen Trauben, wie man auf den vorhergehenden Fotos gut erkennen kann und hängen nur im unteren Bereich. Die Blüten selbst sind wie ein Krug geformt und immer am Rand verengt. Einige Arten wie Muscari caucasicum und Muscari tenuiflorum bilden am Kopf der Blüte verzweigte Blütenstände aus sterilen Blüten aus. Alle Arten blühen im zeitigen Frühjahr. Einige wie Muscari macrocarpum oder Muscari muscarimi haben einen wundervollen süßlichen Duft, der an Moschus erinnert.

Das Laub ist schmal oder, wie im Falle von Muscari massayanum, breit. Alle Blüten zeigen phantastische Farbverläufe je nach Fortschritt der Blütezeit. Die Arten, die Sie bei uns finden, stammen hauptsächlich aus dem Gebiet der Türkei, dem Kaukasus oder sind alte Formen wie Muscari botryoides ‘ Carneum ‘, das in einem alten lettischen Garten wiederentdeckt wurde und nach vielen Jahren langsam wieder in den Umlauf gebracht werden konnte. Auch finden Sie einige sehr schöne Arten aus dem nördlichen Afrika in unserer Sammlung.

Alle Arten eignen sich für sonnige, sehr gut drainierte Standorte, wie Steingärten, Alpinhäuser oder auch ausgefallene Töpfe zur näheren Begutachtung. Wie schon erwähnt wachsen die von uns gepflegten Arten und Sorten nur sehr langsam. Viele setzen keine oder nur wenig Saat an und bilden über Jahre auch nur ganz wenige Tochterzwiebeln aus.


Ihre Verwandten – die Gattung Bellevalia

Bei den Bellevalien handelt es sich ebenso um eine kleine Gattung mit ungefähr 45 Arten, die sich auf den ersten Blick manchmal nur schwer von den Muscari unterscheiden lassen. Für uns ein gut erkennbares Merkmal ist die Form der Blüten, die bei den Bellevalien nicht vorne zusammen geschnürt ist. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich um das Mittelmeer und das Schwarze Meer bis nach Afghanistan. Die Bellevalien bilden wie die Muscari Zwiebeln aus, die teilweise Kinderfaustgroß werden können. Im direkten Vergleich zu den Muscari fällt auf, dass die Bellevalien im Aufbau und Habitus deutlich größer und kräftiger erscheinen. Das Laub ist größer und länger, erscheint ebenfalls im Frühjahr zur Blütezeit und trocknet zum Hochsommer wieder ein. Alle von uns gepflegten Arten setzen ebenfalls wenig Saat und Brutzwiebeln an.

Die Bellevalien brauchen sehr sonnige warme Plätze und einen gut durchlässigen Boden. Sie eignen sich gut für das Kies- oder Sandbeet; im großen Alpinum sorgen sie aufgrund ihrer stattlichen Erscheinung für einen Paukenschlag im späten Frühjahr.

Bellevalia caucasica

Bellevalia caucasica

Bellevalia crassa

Bellevalia crassa

Bellevalia trifoliata

Bellevalia trifoliata

Bellevalia speciosa

Bellevalia speciosa

Bellevalia kurdistanica

Bellevalia kurdistanica

Bellevalia sarmatica

Bellevalia sarmatica

Bellevalia hyacinthoides

Bellevalia hyacinthoides

Bellevalia forniculata

Bellevalia forniculata

Bellevalia tabriziana

Bellevalia tabriziana

Bellevalia glauca

Bellevalia glauca

Bellevalia dubia

Bellevalia dubia

Bellevalia cyanopoda

Bellevalia cyanopoda


Weiterführende Literatur zum Thema Muscari und Bellevalia

Manual of Bulbs von John Bryan und Mark Griffiths

Erschienen bei Timber Press ISBN .0 – 88192 – 339 – 7 Sprache Englisch Ohne Farbfotos gestaltet, dafür mit vielen hervorragenden Zeichnungen rund um die Welt der Blumenzwiebel. Sehr viele fachliche Informationen bezüglich der Botanik. Eigentlich nur für Sammler empfehlenswert. Es werden zehn Arten vorgestellt.